Donnerstag, 23. Dezember 2010

Interpretation S. 164-166

Der Roman "Der Vorleser" von Bernhard Schlink, der im Diogenes Verlag veröffentlicht wurde, handelt von einem Jugendlichen, der eine Beziehung mit einer erwachsenen Frau eingeht.
Doch der Junge ahnt noch nicht, welche großen Auswirkungen diese Beziehung auf sein späteres Leben haben wird.

Michael heiratet Gertrud, als sie ein Kind erwartet. Sie lernen sich auf einer Skihütte kennen doch auf die Dauer wird Michael immer unglücklicher. Er kann nicht davon ablassen an Hanna zu denken und sie mit Gertrud zu vergleichen. Die Ehe scheitert als Julia fünf Jahre alt ist.
Er verbindet das Scheitern ihrer Ehe mit dem Schweigen über Hanna. Darum nimmt er sich vor, seinen späteren Freundinnen von Hanna zu erzählen doch diese wollen davon nichts wissen und so gibt Michael auch das auf.

Dieser Textausschnitt fängt in der Skihütte an, in der Michael Gertrud kennenlernt. Gertrud ist "gescheit, tüchtig, loyal" (S. 164 Z. 1f) und führsorglich ("[...] bleibt sie noch [...] "S. 164 Z. 3). Sie ist genauso wie Michael eine Juristin und genauso weit wie er in der Ausbildung. "[Sie] heirateten als Gertrud ein Kind erwartete"( S. 164 Z.8f ). So entsteht Julia, ein liebevolles ("[...] trauriger Blick [...] S.165 Z. 21) Kleinkind, das gern ein "Brüderchen oder Geschwister" (S. 165 Z.16f) haben will. Doch dieser Wunsch will ihr niemand erfüllen.
"Als Julia fünf war, haben wir uns scheiden lassen" (S. 165 S. 7). Dies liegt daran, dass Michael immer an Hanna denkt, dass er nicht von ihr lassen kann und dass er "das Zusammensein mit Gertrud mit dem Zusammensein mit Hanna [vergleicht]" (S. 164 Z. 18ff). Michael hat stets das Gefühl, das "es nicht stimmt, dass sie nicht stimmt" (S.165 Z. 1). Gertrud fühlt sich für Michael falsch an, er hat das Gefühl, "dass sie falsch riecht und schmeckt" (S. 165 Z. 2f). Durch diese Gefühle kann Michael für Gertrud nicht so empfinden, wie er eigentlich sollte nämlich Liebe. So löst sich die Beziehung langsam auf. Darunter leidet Julia sehr, denn sie versteht zuerst nicht, was Scheidung bedeutet. Wenn sich Michael und Gertrud verstehen, ist alles in Ordnung ("[Julia] war in ihrem Element" S. 165 Z. 13), sobald sie aber streiten, wird Julia verzweifelt ("[...] versicherte, wir seien lieb und sie habe uns lieb" S.165 Z. 15).
Durch die Scheidung bekommt Michael das Gefühl, Julia die Geborgenheit verweigert zu haben. Außerdem erkennt er, "dass sie ein Recht darauf hatte. [Sie] haben sie um ihr Recht betrogen, indem [sie sich] haben scheiden lassen" (S. 165 Z. 24ff). "Es brach ihm das Herz" (S. 165 Z. 22) Dies ist eine Metapher, die einzige die es die es in dem Text gibt. Damit versucht der Erzähler das Gefühl Michaels zu intensivieren und besser darzustellen.Julia hat Glück, denn Michael und Gertrud sind nicht in Streit und mit Hass aufeinander auseinander gegangen, sonder "ohne Bitterkeit [...] und in Loyalität verbunden" (S. 165 Z. 8f): Das vereinfacht die Kommunikation in den ersten Jahren in denen Julia geschiedenen Eltern hat.

Michael ist auch ein Mensch, der nach Liebe und Geborgenheit sucht. Dies sieht man daran, dass er nach der gescheiterten Beziehung zu Gertrud nicht ledig bleibt, sondern einen Weg sucht, wie er von den Erinnerungen an Hanna loskommt. ("Ich wollte von Hanna frei sein" S. 165 Z. 4). Dies tut er, um wieder bereit für eine neue Beziehung zu sein. Man erkennt dies auch daran, dass er ein Mensch ist, der sich nach Liebe seht, weil es ihn genauso schmerzt, wenn er jemandem Liebe verweigern muss. In diesem Fall die Liebe zu seiner Tochter Julia durch Scheidung (S. 165 Z. 24 bis 27).

Sprachlich ist der Roman ohne Dialekt und vulgäre Sprache, sonder in sachlichem Hochdeutsch geschrieben. Was aber auffällt, ist, dass Gefühle und Emutionen sehr genau geschildert werden.
Auch beschreibt der Erzähler seine Gedankengänge sehr genau, was das Lesen des Buches manchmal erschwert, weil sich seine Gedanken verästeln, es insgesamt aber hilft, seine Sichtweise und sein Denken über Hanna und andere Dinge besser zu verstehen. Doch auch als er versucht seine Beziehungen für ihn und die Frauen einfacher zu machen, scheitert er. Er versucht seinen weiteren Freundinnen von seiner Beziehung zu Hanna zu erzählen. Doch die sind entweder nicht interessiert oder verstehen es falsch. ("Aber viel wollten die Frauen nicht hören" S. 166 Z. 7). Also gibt er auch das wieder auf.
Die meiste Zeit erzählt der Erzähler zeitraffend, außer am Anfang, als er die Situation beschreibt, in der sich Michael und Gertrud kennenlernen (S. 164 Z. 2f). Dann macht er einen Sprung mit "Als Julia fünf war [...]" (S. 165 Z. 7) und später wieder einen mit "Meine späteren Beziehungen [...] (S. 165 Z. 28).

Zusammenfassend kann man sagen, dass die am Anfang genannte These richtig ist und die Beziehung von Michael zu Hanna große Auswirkungen hat. Obwohl das Buch nicht an allen Stellen leicht zu lesen ist, finden wir es gut, weil es zeigt, wie verwirrend die Liebe doch sein kann.
Gefallen hat uns auch wie Bernhard Schlink Michaels Überlegungen zum Thema Schuld oder Unschuld schildert.
Wie auch immer. Dieser Roman handelt von einer ergreifenden Liebesgeschichte wodurch das Buch zu empfehlen ist.


Von Mars und Pluto

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